Kontakt |
|
Die Schöpfung von Joseph Haydn (1732-1809) |
|
|
|
Oratorium für Solostimmen,
Chor und Orchester - Urtext
|
|
|
|
Teil 1
Nr. 1 - Ouverture - Die Vorstellung des
Chaos
Nr. 2 - Rezitativ und Chor
Rezitativ Raphael
Am Anfange schuf Gott Himmel und Erde;
Und die Erde war ohne Form und leer;
Und Finsternis war auf der Fläche der Tiefe. |
|
|
|
Chor
Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche der Wasser;
Und Gott sprach: "Es werde Licht!" und es ward Licht.
Rezitativ Uriel
Und Gott sah das Licht, das es gut war;
Und Gott schied das Licht von der Finsternis.
Nr. 3 - Arie und Chor
Uriel
Nun schwanden vor dem heiligen Strahle des schwarzen Dunkels gräuliche
Schatten;
Der erste Tag entstand.
Verwirrung weicht und Ordnung keimt empor.
Erstarrt entflieht der Höllengeister Schar in des Abgrunds
Tiefen hinab zur ewigen Nacht.
Chor
Verzweiflung, Wut und Schrecken begleiten ihren Sturz.
Und eine neue Welt entspringt auf Gottes Wort. |
|
|
|
Nr. 4 - Rezitativ Raphael
Und Gott machte das Firmament und teilte die Wasser,
die unter dem Firmament waren von den Gewässern, die ober dem
Firmament waren.
Und es ward so.
Da tobten brausend heftige Stürme; wie Spreu vor dem Winde
so flogen die Wolken.
Die Luft durchschnitten feurige Blitze und schrecklich rollten die
Donner umher.
Der Flut entstieg auf sein Geheiß der allerquickende Regen,
der allverheerende Schauer,
der leichte, flockige Schnee.
Nr. 5 - Arie mit Chor
Gabriel
Mit Staunen sieht das Wunderwerk der Himmelsbürger frohe Schar,
und laut ertönt aus ihren Kehlen des Schöpfers Lob,
das Lob des zweiten Tags.
Chor
Und laut ertönt aus ihren Kehle des Schöpfers Lob,
das Lob des zweiten Tags.
Nr. 6 - Rezitativ Raphael
Und Gott sprach: "Es sammle sich das Wasser unter dem
Himmel zusammen an einem Platz und es erscheine das trockne Land";
und es ward so.
Und Gott nannte das trockene Land: Erde,
Und die Sammlung der Wasser nannte er Meer.
Und Gott sah, daß es gut war.
Nr. 7 - Arie Raphael
Rollend in schäumenden Wellen bewegt sich ungestüm das
Meer.
Hügel und Felsen erscheinen; der Berge Gipfel steigt empor.
Die Fläche, weit gedehnt, durchläuft der breite Strom
in mancher Krümme.
Leise rauschend gleitet fort im stillen Tal der helle Bach.
Nr. 8 - Rezitativ Gabriel
Und Gott sprach: "Es bringe die Erde Gras hervor, Kräuter,
die Samen geben,
und Obstbäume, die Früchte bringen ihrer Art gemäß,
die ihren Samen in sich selbst haben auf der Erde."
Und es ward so.
Nr. 9 - Arie Gabriel
Nun beut die Flur das frische Grün dem Auge zur Ergötzung
dar;
Den anmutsvollen Blick erhöht der Blumen sanfter Schmuck.
Hier duften Kräuter Balsam aus; hier sproßt den Wunden
Heil.
Die Zweige krümmt der gold'nen Früchte Last;
Hier wölbt der Hain zum kühlen Schirme sich;
Den steilen Berg bekrönt ein dichter Wald. |
|
|
|
Nr. 10 - Rezitativ Uriel
Und die himmlischen Heerscharern verkündigten den dritten Tag,
Gott preisend und sprechend:
Nr. 11 - Chor
Stimmt an die Saiten, ergreift die Leier!
Laßt Euren Lobgesang erschallen!
Frohlocket dem Herrn, dem mächtigen Gott!
Denn er hat Himmel und Erde bekleidet in herrlicher Pracht.
Nr. 12 - Rezitativ Uriel
Und Gott sprach: "Es sei'n Lichter an der Feste des Himmels,
um den Tag von der Nacht zu scheiden und Licht auf der Erde zu geben;
und es sei'n diese für Zeichen und für Zeiten und für
Tage und für Jahre.
Er machte die Sterne gleichfalls.
Nr. 13 - Rezitativ Uriel
In vollem Glanze steiget jetzt die Sonne strahlend auf;
ein wonnvoller Bräutigam, ein Riese stolz und froh, zu rennen
seine Bahn.
Mit leisem Gang und sanftem Schimmer schleicht der Mond die stille
Nacht hindurch.
Den ausgedehnten Himmelsraum ziert ohne Zahl der hellen Sterne Gold,
und die Söhne Gottes verkündigten den vierten Tag mit
himmlischem Gesang,
seine Macht ausrufend, also:
Nr. 14 - Chor mit Soli
Chor
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes;
Und seiner Hände Werk zeigt an das Firmament.
Gabriel / Uriel / Raphael
Dem kommenden Tage sagt es der Tag;
Die Nacht, dieverschwand der folgenden Nacht.
Chor
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes;
Und seiner Hände Werk zeigt an das Firmament.
Gabriel / Uriel / Raphael
In alle Welt ergeht das Wort, jedem Ohre klingend, keiner Zunge
fremd.
Chor
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes;
Und seiner Hände Werk zeigt an das Firmament. |
|
|
|
Teil 2
Nr. 15 - Rezitativ Gabriel
Und Gott sprach: "Es bringe das Wasser in der Fülle hervor
webende Geschöpfe,
die Leben haben, und Vögel, die über der Erde fliegen
mögen in dem offenen Firmamente des Himmels!"
Nr. 16 - Arie Gabriel
Auf starkem Fittiche schwinget sich der Adler stolz
Und teilet die Luft im schnellesten Fluge zur Sonne hin.
Den Morgen grüßt der Lerche frohes Lied,
Und Liebe girrt das zarte Taubenpaar.
Aus jedem Busch und Hain erschallt der Nachtigallen süße
Kehle.
Noch drückte Gram nicht ihre Brust,
noch war zur Klage nicht gestimmt ihr reizender Gesang.
Nr. 17 - Rezitativ Raphael
Und Gott schuf große Walfische und ein jedes lebende Geschöpf,
das sich beweget
Und Gott segnete sie, sprechend:
"Seid fruchtbar alle, mehret Euch!
Bewohner der Luft vermehret Euch und singt auf jedem Aste!
Mehret Euch, Flutenbewohner, und füllet jede Tiefe!
Seid fruchtbar, wachset, mehret Euch!
Erfreuet Euch in Eurem Gott!"
Nr. 18 - Rezitativ Raphael
Und die Engel rührten ihr' unsterblichen Harfen
Und sangen die Wunder des fünften Tag's.
Nr. 19 - Terzett
Gabriel
In holder Anmut steh'n mit jungem Grün geschmückt die
wogigten Hügel da.
Aus ihren Adern quillt in fließendem Kristall der kühlende
Bach hervor.
Uriel
In frohen Kreisen schwebt sich wiegend in der Luft der munteren
Vögel Schar.
Den bunten Federglanz erhöht im Wechselflug das goldene Sonnenlicht.
Raphael
Das helle Naß durchblitzt der Fisch und windet sich in stetem
Gewühl umher.
Vom tiefsten Meeresgrund wälzet sich der Leviatan auf schäumender
Well' empor.
Gabriel / Uriel / Raphael
Wieviel sind Deiner Werk', oh Gott!
Wer fasset ihre Zahl?
Wer? O Gott !
Nr. 20 - Terzett und Chor
Gabriel / Uriel / Raphael / Chor
Der Herr ist groß in seiner Macht und ewig bleibt sein Ruhm.
Nr. 21 - Rezitativ Raphael
Und Gott sprach: "Es bringe die Erde hervor lebende Geschöpfe
nach ihrer Art;
Vieh und kriechendes Gewürm und Tiere der Erde nach ihren Gattungen."
Nr. 22 - Rezitativ Raphael
Gleich öffnet sich der Erde Schoß und sie gebiert auf
Gottes Wort Geschöpfe jeder Art,
in vollem Wuchs' und ohne Zahl.
Vor Freude brüllend steht der Löwe da.
Hier schießt der gelenkige Tiger empor.
Das zackige Haupt erhebt der schnelle Hirsch.
Mit fliegender Mähne springt und wieh'ert voll Mut und Kraft
das edle Ross.
Auf grünen Matten weidet schon das Rind, in Herden abgeteilt.
Die Triften deckt, als wie gesäht, das wollen reiche sanfte
Schaf.
Wie Staub verbreitet sich in Schwarm und Wirbel das Heer der Insekten.
In langen Zügen kriecht am Boden das Gewürm. |
|
|
|
Nr. 23 - Arie Raphael
Nun scheint in vollem Glanze der Himmel.
Nun prangt in ihrem Schmucke die Erde.
Die Luft erfüllt das leichte Gefieder;
die Wasser schwellt der Fische Gewimmel;
Den Boden drückt der Tiere Last.
Doch war noch alles nicht vollbracht.
Dem Ganzen fehlte das Geschöpf,
das Gottes Werke dankbar seh'n,
des Herren Güte preisen soll.
Nr. 24 - Rezitativ Uriel
Und Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbilde.
Nach dem Ebenbilde Gottes schuf er ihn.
Mann und Weib erschuf er sie.
Den Atem des Lebens hauchte er in sein Angesicht und
Der Mensch wurde zur lebendigen Seele.
Nr. 25 - Arie Uriel
Mit Würd' und Hoheit angetan, mit Schönheit, Stärk'
und Mut begabt, gen Himmel aufgerichtet steht der Mensch, ein Mann
und König der Natur.
Die breit gewölbt' erhab'ne Stirn verkünd't der Weisheit
tiefen Sinn,
und aus dem hellen Blicke strahlt der Geist, des Schöpfers
Hauch und Ebenbild.
An seinen Busen schmieget sich, für ihn aus ihm geformt, die
Gattin,
hold und anmutsvoll
In froher Unschuld lächelt sie, des Frühlings reizend
Bild, ihm Liebe, Glück und Wonne zu.
Nr. 26 - Rezitativ Raphael
Und Gott sah jedes Ding, was er gemacht hatte;
Und es war sehr gut;
Und der himmlische Chor feierte das Ende des sechsten Tages mit
lautem Gesang.
Nr. 27 - Chor
Vollendet ist das große Werk;
Der Schöpfer sieht's und freuet sich.
Auch uns're Freud' erschalle laut!
Des Herren Lob sei unser Lied!
Nr. 28 - Terzett
Gabriel / Uriel
Zu Dir, o Herr, blickt alles auf;
Um Speise fleht Dich alles an.
Du öffnest Deine Hand,
gesättigt werden sie.
Raphael
Du wendest ab Dein Angesicht;
Da bebet alles und erstarrt.
Du nimmst den Odem weg;
In Staub zerfallen sie.
Gabriel / Uriel / Raphael
Den Odem hauchst Du wieder aus
Und neues Leben sproßt hervor.
Verjüngt ist die Gestalt der Erd an Reiz und Kraft.
Nr. 29 - Chor
Vollendet ist das große Werk.
Des Herren Lob sei unser Lied.
Alles lobe seinen Namen;
denn er allein ist hoch erhaben,
allelujah. |
|
|
|
Teil 3
Nr. 30 - Rezitativ Uriel
Aus Rosenwolken bricht, geweckt durch süßen Klang, der
Morgen jung und schön.
Vom himmlischen Gewölbe strömt reine Harmonie zur Erde
hinab.
Seht das beglückte Paar, wie Hand in Hand es geht!
Aus ihren Blicken strahlt des heißen Danks Gefühl.
Bald singt in lautem Ton ihr Mund des Schöpfers Lob.
Laßt unsre Stimme dann sich mengen in ihr Lied!
Nr. 31 - Duett und Chor
Eva und Adam
Von Deiner Güt', o Herr und Gott, ist Erd' und Himmel voll.
Die Welt, so groß, so wunderbar, ist Deiner Hände Werk.
Chor
Gesegnet sei des Herren Macht.
Sein Lob erschall in Ewigkeit!
Adam
Der Sterne hellster, o wie schön, verkündest Du den Tag!
Wie schmückst Du ihn, o Sonne, Du, des Weltalls Seel' und Aug'
!
Chor
Macht Kund auf Eurer weiten Bahn des Herren Macht und seinen Ruhm.
Eva
Und Du, der Nächte Zierd' und Trost, und all das strahlend
überall,
verbreitet überall sein Lob in Eurem Chorgesang.
Adam
Ihr Elemente, deren Kraft stets neue Formen zeugt,
ihr Dünst' und Nebel, die der Wind versammelt und vertreibt.
Eva / Adam / Chor
Lob singet alle Gott dem Herrn.
Groß wie sein Nam' ist seine Macht.
Eva
Sanft rauschend lobt, o Quellen, ihn!
Den Wipfel neigt ihr Bäum'!
Ihr Pflanzen duftet,
Blumen haucht ihm euren Wohlgeruch!
Adam
Ihr, deren Pfad die Höh'n erklimmt, und ihr, die niedrig kriecht,
ihr, deren Flug die Lucht durchschneid't, und ihr, im tiefen Nass.
Eva / Adam / Chor
Ihr Tiere preiset alle Gott.
Ihn lobe, was nur Odem hat.
Eva / Adam
Ihr dunk'len Hain', ihr Berg' und Tal
Ihr Zeugen uns'res Danks;
Ertönen sollt ihr früh und spät von unsrem Lobgesang
Chor
Heil Dir, o Gott! O Schöpfer, heil!
Aus Deinem Wort entstand die Welt.
Dich betet Erd und Himmel an,
Wir preisen Dich in Ewigkeit. |
|
|
|
Nr. 32 - Rezitative
Adam
Nun ist die erste Pflicht erfüllt, dem Schöpfer haben
wir gedankt.
Nun folge mir, Gefährtin meines Lebens!
Ich leite Dich, und jeder Schritt weckt neue Freud' in uns'rer Brust,
zeigt Wunder überall.
Erkennen sollst Du dann, welch unaussprechlich Glück der Herr
uns zugedacht,
Ihn preisen immerdar, Ihm weihen Herz und Sinn.
Komm, komm, folge mir, folge mir! Ich leite Dich.
Eva
O Du, für den ich ward!
Mein Schirm, mein Schild, mein all!
Dein Will' ist mir Gesetz.
So hat's der Herr bestimmt, und Dir gehorchen bringt mir Freude,
Glück und Ruhm.
Nr. 33 - Duett
Adam
Holde Gattin! Dir zur Seite fließen sanft die Stunden hin.
Jeder Augenblick ist Wonne; keine Sorge trübet sie.
Eva
Teurer Gatte! Dir zur Seite schwimmt in Freuden mir das Herz.
Dir gewidmet ist mein Leben; Deine Liebe sei mein Lohn.
Adam
Der tauende Morgen, o wie ermuntert er.
Eva
Die Kühle des Abends, o wie erquicket sie!
Adam
Wie labend ist der runden Früchte Saft!
Eva
Wie reizend ist der Blumen süße Duft.
Adam
Doch ohne Dich was wäre mir der Morgen Tau.
Eva
Doch ohne Dich was wäre mir der Abend Hauch.
Adam / Eva
Mit Dir, mit Dir erhöht sich jede Freude,
Mit Dir, mit Dir genieß ich doppelt sie;
Mit Dir, mit Dir ist Seligkeit das Leben;
Dir sei es ganz geweiht
Nr. 34 - Rezitativ Uriel
O glücklich Paar, und glücklich immerfort,
wenn falscher Wahn Euch nicht verführt
noch mehr zu wünschen, als Ihr habt,
und mehr zu wissen, als Ihr sollt!
Nr. 35 - Schlusschor mit Soli
Singt dem Herren alle Stimmen!
Dankt ihm alle seine Werke!
Laßt zu Ehren seines Namens
Lob in Wettgesang erschallen!
Des Herren Ruhm, er bleibt in Ewigkeit!
Amen! Amen! |
|
|
|